In einem meiner letzten Posts habe ich ja über meine selbstgebaute Handheld-Konsole berichtet. Nun habe ich das RES2K Zero für noch mehr mobiles Retro-Gaming ausprobiert.
„Also noch so eine China-Schrott-Konsole“ habe ich mir gedacht, als ich das erste mal das RES2K Zero gesehen habe. Billig zusammengeklöppelter Scheiß aus Asien.
Aber eine Chance wollte ich mir und den Chinesen noch geben. Vielleicht ist das Ding ja doch nicht ganz so schlecht, wie seine Mitbewerber. Also habe ich die 88 Euro plus Versand investiert und dem Versprechen geglaubt, dass die Konsole aus Europa zu mir kommen wird.
Normalerweise kann man mit Lieferzeiten um die drei Wochen rechnen, wenn man direkt ich China bestellt. Mit der nicht geringen Wahrscheinlichkeit, dass man sein Gadget bei Zoll in Empfang nehmen darf.
Nicht so hier. Die Konsole war innerhalb von zwei Werktagen bei mir. Es zahlt sich aus, dass die Chinesen erkannt haben, dass es sinnvoller sein kann aus Europa zu versenden.
Auspacken
Im weißen Pappkarton finden sich neben dem Gerät an sich noch ein USB-A auf USB-C Ladekabel (dazu später mehr!), eine kleine Anleitung und ein Kabel, um das Gerät via Composite-Eingang an einen Fernsehen anzuschließen. Leider hat heutzutage fast kein Fernseher mehr so einen Eingang.
Das RES2K Zero selber hat aber einen eingebauten Bildschirm und es ist ja auch primär für mobiles Spielen gedacht. Daher ist der externe Ausgang nur ein kleines unwichtiges Feature.
Ausprobieren
Die kleine Konsole kommt mit einem 3,7 Volt 1.800mAh Lithium-Ionen-Akku der bereits vorgeladen ist. So kann man gleich loslegen.
Ich habe die Version im transparenten Gehäuse bestellt, so dass die Innereien des Gerätes gut zu erkennen sind.
Auf der von vorne gesehenen linken Seite befindet sich ein Schiebeschalter mit dem Gerät gestartet wird. Erwartungsgemäß startet ein Emulator mit passender Oberfläche. Darunter werkelt ein Linux.
An dieser Stelle kann man schon mal sagen, dass sich hier besondere Mühe gegeben wurde. Die Benutzerschnittstelle ist sehr schön gestaltet. Man hat die Wahl zwischen einigen Systemen:
- AtariLynx – Ataris protable Konsole Lynx
- FBA320 – Nennt sich „Final Burn Advance“ sieht aber stark nach Mame aus
- GB – GameBoy Classic
- GBC – GameBoy Color
- GBASP – GameBoy Advance
- MD – Sega Mega Drive
- MS – Sega Mastersystem
- MSX – MSX-Computer
- NES – Nintendo Entertainment System
- SNES – Super Nintendo Entertainment System
Innerhalb der jeweiligen Emulation finden sich zum Teil mehrere hunderte Spiele. Zum Teil auch Spiele, die sicherlich noch mit einem Copyright des Herstellers belegt sind.
Die Emulation läuft flüssig und der eingebaute Bildschirm zeigt die Spiele in brillianten Farben an. Daran gibt es nichts auszusetzen.
Der eingesetzte Emulator, bzw. die Emulationsplattform bietet die Möglichkeit, den aktuellen Zustand jedes Spiels zu sichern. Dafür stehen zahlreiche Speicherslots zur Verfügung.
Da jeweils das ganze Spiel im Momentanen Zustand gesichert wird, kann man also vor schwierigen Stellen zunächst speichern und dann ggf. zurückkehren um es erneut zu probieren.
Hier jetzt alle Spiele aufzulisten, würde den Rahmen dieses Artikel sprengen. Dennoch ist die Auswahl beträchtlich. Fast alle großen Games sind vorhanden. Wem das nicht reicht, der kann den Bestand entweder durch eine eigene MircoSD-Karte erweitern oder auf der eingebauten Karte Games hinzufügen.
Die RES2K Zero Konsole an sich
Das Gerät macht einen soliden Eindruck. Es hat auf der Vorderseite acht Buttons plus das Steuerkreuz und auf der Rückseite noch mal zwei Schultertasten. Rechts unten am Rand befindet sich der Lautstärke-Regler, der aber ziemlich empfindlich reagiert. Der kleine Lautsprecher kann ziemlich laut und kratzig werden.
Am unteren Rand hat das Gerät eine USB-C-Buchse was mich zunächst erfreut hat. Die Enttäuschung kam recht schnell. Offenbar kann das Gerät nur mit dem beiliegenden USB-A auf USB-C-Kabel geladen werden. Alle anderen im Haushalt vorhandenen USB-C-Kabel ließen sich nicht zum Laden der Konsole nutzen. Also bloß nicht verlieren.
Der drei zoll große IPS-Bildschirm (Auflösung 960×480 Pixel) braucht sich nicht verstecken. Er hat eine hervorragende Darstellung. Auch die geringe Auflösung stört nicht, denn die meisten Spiele aus der Zeit hatten weniger Pixel zur Verfügung. Was Bildschirme angeht, kann man nämlich auch bei offiziellen Retro-Produkten auf die Nase fallen. Dieser hier ist aber top.
Die Helligkeit des Bildschirmes lässt sich mit der oberen der beiden schwarzen runden Tasten auf der Vorderseite einstellen. Die untere Taste dient dem Shutdown und in den meisten Spielen zum Aufruf des Emulator-Menüs.
Die Spiele
Das Gerät hat sehr viele Spiele. Laut der Shopseite sind mehr als 6.500 Games auf der Konsole installiert. (Bei Gelegenheit werde ich sie mal nachzählen!) Wen das nicht reicht, oder wem ein bestimmtes Spiel fehlt, kann über die externe Buchse per eigener MicroSD-Karte Spiele nachrüsten.
Ob der schieren Masse an Games konnte der Hersteller sicher nicht eine richtige Qualitätskontrolle durchführen. Manche Spiele (insbesondere Arcade-Games) starten nicht.
Alle Spiele, die ich ausprobiert habe liefen flüssig und ließen sich mit den eingebauten Kontrollen gut bedienen. Bei manchen Games war die Darstellung etwas verzerrt, weil sie ursprünglich für andere Auflösungen konzipiert waren. Bei Truxton musste man das RES2K Zero 90 Grad gegen den Uhrzeigersinn drehen, damit man es spielen konnte.
Fazit
Ein feines Gerät mit kleinen Schwächen zu einem guten Preis. Die schier unübersehbare Anzahl an Spielen macht es schwer, einen Gesamteindruck zu vermitteln. Viele Spiele (insbesondere die von Nintendo) unterliegen sicherlich immer noch dem Copyright. Dennoch scheint man diese Konsole problemlos in Europa kaufen zu können. Vielleicht hat der Hersteller aber ja auch alle 6.500+ Spiele offiziell lizensiert. Bei dem Verkaufspreis von 77 Euro zzgl. Versand scheint das aber reichlich unwahrscheinlich.
Das nur das beiliegende USB-C-Kabel zum Laden geeignet ist, sollte etwas vom Kauf abschrecken. Vielleicht ist es aber auch nur mir nicht richtig gelungen, andere Kabel zu verwenden.
Video- und Audio-Output über das beiliegende Composite-Kabel ist völlig irrelevant, denn praktisch kein moderner Fernseher kann diese Signale interpretieren. Hier müsste dann ein Adapter/Konverter her. Angesichts des Einsatzzwecks der Handheld-Konsole erscheint mir das aber als eine übertriebene zusätzliche Investition.
Wer einen leichten Zugang zum Retro-Gaming haben möchte, macht hier nicht viel falsch. Für Leute mit mehr Ambitionen empfehle ich meine Projekte zum Retro PI oder die Handheld-Konsole im Gameboy-Stil.
Den RES2K Zero gibt’s bei Trading Shenzhen für 77 Euro zuzüglich Versand.