Die portable Spielhalle ist für mich ein Blick zurück in meine Jugend. Ich habe viel Geld in Arcade-Automaten gesteckt. Jetzt endlich kann ich die Erinnerung daran mitnehmen. Mit diesem einfachen Projekt.
Die Idee, klassische Arcade-Spiele auch unterwegs zu spielen nicht natürlich nicht ganz neu. Zum einen haben einige Hersteller den Trend längst erkannt und bringen eigene Geräte auf den Markt. Zum anderen gibt’s zahlreiche Apps für Smartphones und auch für stationäre Konsolen.
Dennoch hätte ich gerne meine eigene Auswahl und nur die Games, die mich in meiner Jugend begeistert haben. Dieses Projekt soll also eine, auf meine Bedürfnisse zugeschnittene mobile Konsole werden.
Als allererstes steht natürlich die Frage nach der Hardware für dieses mobile Erlebnis. Mit dem Raspberry Pi, dem leistungsfähigen Einplatinencomputer, hat man aus meiner Sicht genug Leistungsreserven für die alten Spiele.
In meiner Retro-Serie habe ich ja ausführlich darüber geschrieben, wie man einen Raspberry Pi zu einer Retro-Konsole umbaut. Damals war immer noch ein externer Joystick und ein TV-Gerät notwendig, was die Portabilität doch extrem einschränkt.
Das Ganze passt aber auch in ein Gehäuse dessen Aussehen und Haptik stark an den ersten Gameboy erinnert und damit kommen wir der Sache schon näher.
Das GPi Case von Retroflag erinnert sehr stark an den Gameboy aus den 80er Jahren. Mit ähnlichen Tasten, einem großen Screen und Kopfhörerausgang wird er die Basis unserer portablen Spielhalle.
Neben dem Case braucht es natürlich auch den Raspberry Pi Zero mit Wlan-Funktion. Diese dient uns dazu, später die benötigten Spiele in Form von Roms auf das Gerät zu bringen.
Das Kit aus Gehäuse und Raspberry Pi ist relativ einfach und ohne Löten zusammengebaut. Die Installation der Software Retro Pi ist auch recht einfach. Hier nimmt man am Besten das vorgefertigte Image, das direkt auf der Seite heruntergeladen werden kann. Es muss die Version für Pi 0/1 sein.
Die Software kommt naturgemäß ohne Spiele und Roms. Diese sind zwar massenweise im Internet zu finden. Hier muss man aber vorsichtig sein. Auch wenn viele der Spiele schon 30 Jahre und mehr auf dem Buckel haben, gilt immer noch das Copyright. Sie einfach ins Netz zu stellen, ist nicht erlaubt.
Eine gute (und offensichtlich legale) Anlaufstelle ist das Projekt Archive.org. Hier werden nicht nur Internetseiten archiviert, sondern auch viele Spiele. Dies dient reinen dokumentarischen Zwecken. Das es sich bei der Webseite um ein legales Portal handelt, sollte ein Download (sofern möglich) auch legal sein, wenn er nicht zu kommerziellen Zwecken genutzt wird.
Disclaimer: Ich kann und werde auf dieser Webseite keine Rechtsberatung anbieten. Daher geschieht alles, was ihr macht auf eigene Gefahr. Im Zweifel konsultiert einen Anwalt.
Damit der Raspberry Pi Zero überhaupt etwas auf dem Display des Gehäuses anzeigen kann, müssen ein paar Konfigurations-Dateien auf der SD-Karte angepasst werden. Standardmäßig gibt er sein Bild nämlich auf dem HDMI-Port aus. Der Hersteller des Gehäuses bietet aber Treiber für das eingebaute Display/Tonmodul und eine Anleitung, wie diese einzusetzen sind an.
Der Retro Pi selber ist relativ einfach zu konfigurieren. Beim ersten Start werden zunächst die Buttons des Gehäuses konfiguriert. Damit kann dann das System gesteuert werden. Sinnvoll ist es dabei die Buttons, wie vorgeschlagen zu nutzen. Der Retro Pi unterstützt viele Controller daher werden nicht alle Tasten benötigt, die die Konfiguration vorschlägt. Nicht genutzte werden einfach übersprungen durch längeres Drücken einer beliebigen Taste.
Ist dieser Schritt getan können die Rom-Dateien auf das Gerät überspielt werden. Dazu muss es aber zunächst mit dem Wifi-Netz verbunden werden. Da sich ja keine echte Tastatur am Gerät befindet, mit der das Wifi-Passwort eingegeben werden kann, hat Retro Pi einen Trick auf Lager. Auf der SD-Karte kann im Stammverzeichnis eine Textdatei mit dem Namen „wifikeyfile.txt“angelegt werden. Diese enthält dann folgendes:
ssid=Wlan-Name
psk=Wlan-Passwort
Nach dem Booten kann dann im Retro-Pi-Konfigurationsmenü diese Datei importiert werden. Das System hat nun eine Internetverbindung.
Um nun Roms auf den kleinen Rechner zu bringen, reicht es im Prinzip aus, sich per Netzwerk-Freigabe mit dem Gerät zu verbinden. In diesem Fall würde es ausreichen im Explorer smb://192.168.1.55 einzugeben. Mac-User navigieren im Finder auf „Mit Server verbinden“ und geben diese Zeile ebenfalls ein.
Im Roms-Verzeichnis sind die ganzen Emulatoren aufgelistet. Da ich für mich „nur“ Arcade-Automaten einspielen will, ist für mich das Verzeichnis „mame-mame4all“ wichtig.
Ebenso wichtig ist es, die Zip-Dateien mit den Roms nicht auszupacken, sondern so wie sie sind hochzuladen.
Nach einem Neustart werden die Roms im Hauptmenü unter dem Punkt „Mame“ angezeigt.
Jetzt steht dem Spielspaß eigentlich nichts mehr im Wege. Sind die Tasten richtig konfiguriert und hat man daran gedacht auch den Münzeinwurf zu nutzen, macht Pac Man oder Space Invaders einfach richtig viel Spaß.
Dieser Artikel ist mehr eine grobe Beschreibung, als eine vollständige Anleitung. Wie das alles genau geht, erfahrt ihr mit den ganzen Links, die ich hier gesetzt habe. Ich habe mich aber auf jeden Fall sehr über die kleine Konsole für die Tasche gefreut. Nun kann ich meine Lieblings-Arcade-Games immer und überall zocken.
Zum Gehäuse kann ich sagen, es ist gut und hochwertig verarbeitet. Daher steht es dem echten GameBoy in nichts nach. Die Tasten lassen sich gut und intuitiv bedienen. Das ganze Projekt ist nicht aufwendig und das Ergebnis macht Spaß.
Natürlich kann man das Ganze auch aus einem alten echten GameBoy bauen. Wer noch so ein Gerät herumliegen hat, und ein bisschen handwerkliches Geschick mitbringt, wird ebenfalls seinen Spaß haben.
Hier noch mal Alles, was ihr für dieses Projekt braucht:
Mit dem Kauf bei Amazon über einen der Links in diesem Dokument, unterstützt ihr mich mit einem kleinen Teil des für euch unveränderten Kaufpreises.
Viel Spaß beim Retro-Gaming
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