In den ersten beiden Teilen meiner kleinen Serie zum Retro-Gaming ging es im wesentlichen um selber gebaute Lösungen zum Spielen alter Spiele. Im dritten Teil beschäftige ich mich mit dem aktuellen Trend, fertige Retro-Konsolen zu kaufen und auch mit dem, was man nicht machen sollte.
Seit ein paar Jahren beobachte ich einen – nicht ganz unübersehbaren – Trend. Immer wieder kommen Klassiker der Videospielgeschichte als Konsole auf den Markt. Nicht als billige Schrottkopie aus China, sondern hochwertige Geräte entweder vom selben Hersteller wie das original oder von Lizenznehmern.
Schlechte Erfahrungen mit Kampagnen
Auch diverse Kickstarter-Projekte versuchen ein Stück des Kuchens abzubekommen. Hier wird die Luft allerdings sehr schnell sehr dünn. Ich kann nur davon abraten, solche Projekte zu unterstützen. Ich habe zwei Kampagnen unterstützt, die jeweils den, von mir sehr geliebten, ZX Spectrum zurückbringen wollten. Beide haben zwar ihre finanziellen Ziele mehr als erfüllt, aber auch beide haben ihre versprochenen Liefertermine teilweise um Jahre verfehlt.
Geliefert haben weder die Indiegogo-Kampagne „ZX Spectrum Vega+“ noch die erfolgsversprechendere Aktion auf Kickstarter „ZX Spectrum Next„. Bei beiden wird man seit Jahren vertröstet. Ich gebe zu, dass solche Projekte nicht einfach zu stemmen sind und möglicherweise Probleme auftreten können, die vorher nicht absehbar waren. Dennoch rate ich dringend davon ab, dort Geld zu investieren.
Besser gleich das Original
Zum Glück gibt es offizielle Konsolen, die man ganz bequem und mit der Sicherheit des normalen Online-Handels kaufen kann. Insbesondere Nintendo hat mit zwei Neuauflagen seiner berühmtesten Konsolen in den letzten beiden Jahren für Aufsehen gesorgt. Beide Konsolen waren zeitweise nicht mehr erhältlich. Die erste, die NES-Classic mini ist zwar immer noch zu bekommen, teilweise aber zu horrenden Preisen. Vom eigenen Erfolg war man wohl sehr überrascht. Die zweite Konsole, die SNES Classic mini, ist ebenfalls sehr beliebt und immer noch zum normalen Preis zu haben.
Beide Konsolen basieren weitestgehend auf der selben Technik und es war nur eine Frage der Zeit, bis es einen Hack gab, der es möglich macht, mehr als die vorhandenen Spiele zu installieren. Wer also noch ein paar Nintendo-Spieleschätzchen im Schrank hat, kann diese mit ein wenig aufwand auf die kleine Konsole bringen.
Auch Atari wird eine Neuauflage seiner beliebten Spielekonsole auf den Markt bringen. Unter dem Titel Atari VCS wird die Konsole aber eher eine Anlehnung an das Model Atari 2600 aus den 1970er Jahren sein.
Klassische Computer
Auch klassische Computer erleben eine Renaissance. Der beliebteste Heimcomputer der 1980er Jahre war ohne Zweifel der Commodore C64. Dieser erscheint nun ebenfalls in einer Mini-Version, als reine Spiele-Maschine. In den 80er Jahren konnte ich mir das Ding nicht leisten, jetzt gibt es ihn für um die 90 Euro. Allerdings ist er auch nicht ganz vollständig. Eine ausführliche Rezension gibt es in einem späteren Post.
Ob und wann vielleicht mal andere Klassiker wie der ZX 81, der ZX Spectrum, Atari 800 und ein C64 mit echtem Keyboard auf den Markt kommen ist derzeit zwar unklar. Wenn man aber den Andrang und Erfolg der Neuauflagen betrachtet, kann es durchaus passieren. Bis dahin müssen wir uns halt mit Emulatoren helfen, was aber nicht das Gleiche ist.
Fotos: Amazon Produktfotos, Kickstarter, Indiegogo, Michael Reimann