Review

Ausprobiert: Sony Playstation Classic – Hack möglich?

Der Trend der kleinen klassischen Spielekonsolen ist ungebremst. Als jüngstes Mitglied können wir seit Anfang Dezember die Sony PlayStation Classic begrüßen. Ich habe die kleine Konsole und alle der 20 Spiele ausprobiert.

Auspacken

Die Konsole kommt – Sony üblich – in einer aufwändigen Verpackung aus Pappe.  Mit dabei sind eine Anleitung, die Konsole, zwei Controller, ein Micro-USB-Kabel und ein HDMI-Kabel. Ein Netzteil liegt nicht bei.

Die Controller sind mit einem USB-Stecker versehen, der sich optisch an den Originalen orientiert. Alle drei Knöpfe an der Konsole lassen sich drücken und haben eine Funktion. Der CD-Deckel lässt sich aber nicht öffnen.

Ausprobiert

Angeschlossen wird die Konsole über HDMI an einen Fernseher und liefert stabile 720p60. Das ist bei den kleinen Konsolen üblich und kein Grund zur Verwunderung. Die original Spiele hatte eh nur eine Fernsehauflösung die deutlich unter dem der heutigen Fernseher lag.

USB-Ports an der Vorderseite für die Gamepads.

Nach dem ersten Start der Konsole wird man nach der Gewünschten Sprache gefragt. Dieses bezieht sich allerdings nur auf die Menüs. Die Spieleinstellungen werden davon nicht beeinflusst.

Alle 20 verfügbaren Spiele sind ringförmig angeordnet und lassen sich mit den Steuerkreuz-Tasten auswählen. Jedem Spiel steht eine offizielle Memorycard zur Verfügung. So kann das Spiel – wenn es über eine solche Funktion verfügt – seine Spielstände dort ablegen.

Verlässt man ein Spiel über die Reset-Taste, wird es zusätzlich an der aktuellen Stelle gesichert. Man kann also später genau an dieser Stelle weitermachen. Speicherstände – auch die auf der virtuellen Speicherkarte – könne die Konsole (bisher zumindest) nicht verlassen.

Manche Spiele können zu Zweit gespielt werden, dafür legt Sony freundlicherweise einen zweiten Controller bei. Diese fühlen sich – zumindest was meine Erinnerung angeht – genau so an, wie die von 1996, als ich meine erste PS1 gekauft habe.

Der aktuelle PS4-Controller (Unten) im Vergleich zum PS1-Steuergerät.

Legt man sie neben einen aktuellen PS4-Controller, kann man schnell erkennen, dass dieser mit der Zeit doch gewachsen ist. Ungewohnt nach langer Zeit, dass man nur vier Richtungstasten hat.

Die Spiele

In meinem Blog teste ich ja immer alle Spiele durch. Die Sony Playstation Classic ist ein wenig, ob ihrer Spielauswahl ins Gerede gekommen. Im Grunde muss ich den Kritiken zustimmen. Sony hat zwar versucht, Spiele aus möglichst allen Genres der PS1 auf die kleine Konsole zu packen. Größtenteils sind das aber nicht die Toptitel.

Warum zum Beispiel der Klassiker „Whipeout“ nicht dabei ist, erschließt sich mir ebensowenig, wie das Fehlen von „Crash Bandicoot“ und die Tomb-Raider-Reihe. Diese Spiele haben mich damals zum Kauf der Konsole bewogen. Genreprägende Meisterwerke wie „Metal Gear Solid“ finden sich hingegen auf dem Gerät. Alles in Allem also eine durchwachsene Spiele-Auswahl.

Hier die Liste der eingebauten Spiele in der europäischen Version:

  • Battle Arena Toshinden
  • Cool Boarders 2
  • Destruction Derby
  • Final Fantasy VII
  • Grand Theft Auto
  • Intelligent Qube
  • Jumping Flash!
  • Metal Gear Solid
  • Mr. Driller
  • Oddworld: Abe’s Oddysee
  • Rayman
  • Resident Evil Director’s Cut
  • Revelations: Persona
  • Ridge Racer Type 4
  • Super Puzzle Fighter II Turbo
  • Syphon Filter
  • Tekken 3
  • Tom Clancy’s Rainbow Six
  • Twisted Metal
  • Wild Arms

Meine persönlichen Top-Hits der Konsole habe ich fett markiert.

Wie üblich habe ich alle Spiele in einem Livestream ausprobiert.

Technische Daten

Sony hat für seine kleine neue Konsole nicht etwa die Platine der PS1 geschrumpft. Stattdessen nutzt man einen Fork des Open-Source-Emulators PCSX ReARMed auf einer passenden Hardware, damit die Spiele laufen können. Als Hardware kommt ein MediaTek 8167a, Quad-Core ARM Cortex-A35 System On A Chip mit einer Taktrate von 1,3 GHz zum Einsatz. Die Konsole hat 1 GB DDR3 Ram und 16 Gigabyte Flash-Speicher für Spiele und Spielstände. Für die Grafik ist ein Power VR GE8300 zuständig.

Mit ihren 149 x 33 x 105 Millimetern ist sie ca. 45% kleiner als das Original bei ca. 80% weniger Volumen.

Dummerweise ist die Emulation nicht so gelungen, wie man das von einem Unternehmen, wie Sony erwarten könnte. Der Sound (gerade der am Anfang, wenn das rote P vom Playstation-Logo erscheint) klingt sehr digital verzerrt. Offenbar hat man auch Probleme Spiele mit NTSC (60Hz) und PAL (50Hz) abzuspielen. Gerade bei Grand Theft Auto fällt das enorm mit Ruckeln auf. Generell ist die Performance der Konsole nicht die Beste, was man eigentlich bei der oben genannten Hardware vermuten könnte.

Vielleicht geht ja was mit einem Hack?

Inzwischen haben Spieler das versteckte Menü des Emulators auf der Konsole gefunden. Dieses wird erreicht, wenn man eine USB-Tastatur an das Gerät anschließt und dann die ESC-Taste drückt. Allerdings sind offenbar nicht alle Keyboards kompatibel, so dass es mitunter nicht funktionieren kann.

Ein Hack möglich?

Große Hoffnung wird dabei auf die Option „load cd image“ gelegt, diese wird vielleicht dazu nützlich sein, Spiele zu laden, die Sony nicht mitgeliefert hat. Sollte es solch eine Option geben – Ähnliches gibt es ja auch für die beiden Nintendo-Classic-Konsolen – dann könnte sich die kleine Kiste doch noch zu einem Schlager entwickeln.

Allerdings steht zu vermuten, dass Sony reagieren und bei weiteren Charges die ESC-Option abschalten wird. Würde zumindest in das Bild passen, dass dieses Produkt hinterlässt.

Fazit

Klein aber nur fast fein, könnte man sagen. Leider hat Sony das Potential, dass eine solche Konsole bieten würde falsch eingeschätzt und bei der Spielauswahl leider gepatzt. Bei der Hardware auf einen Open-Source-Emulator zu setzen ist in jedem Fall aber ein Zeichen, die Arbeit an solchen Projekten durchaus Anerkennung finden kann. Die Glitches und die kleinen Tonprobleme, die es an manchen Stellen gibt, kann man getrost vernachlässigen. NIcht hingegen die schlechte Qualität der Emulation bei manchen Spielen. Warum die Qualitätskontrolle an dieser Stelle versagt hat, ist und bleibt ein Rätsel.

Mit 100 Euro zu teuer

Die Konsole (wie die anderen Classic-Produkte eigentlich auch) soll ja nur ein Gefühl einer längst vergessenen Ära wieder hervorrufen. Mit den richtigen Spielen (Tomb Raider, Crash Bandicoot, Whipeout) wäre das auch gelungen. So bleibt leider nur der Eindruck einer schnell zusammengezimmerten Lösung, um noch rechtzeitig ins Weihnachtsgeschäft zu kommen. Leider Schade.

Bleibt die Hoffnung, das Sony nachbessert. Entweder beim Preis (49,99 hielte ich für angemessen) oder bei der Emulation und den Spielen.

Die Playstation Classic gibt es bei Amazon für 99,99 Euro.

Michael

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